Zwischen Optimismus und Vorsicht
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Zwischen Optimismus und Vorsicht

Neues aus dem Investment-Office: Daniel Winkler über aktuelle Markt-Erwartungen

26. April 2023

Lesezeit: 5 Minuten

Worauf achten die Anlagestrategen bislang im April? Welche Entwicklungen sind relevant? Welche Einflussfaktoren wirken auf die Märkte? Multi Asset-Stratege Daniel Winkler erklärt in der Rubrik „Neues aus dem Investment-Office“, was für die aktuellen Entscheidungen im Asset Management entscheidend war und ist.

Von Daniel Winkler, Multi Asset Strategist bei Hauck Aufhäuser Lampe

 

Eine strategische Vermögensstruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für einen langfristigen Anlageerfolg. Allerdings entwickeln sich die einzelnen Anlagebereiche nicht gleichförmig, sondern sind im Laufe der Zeit von einer Vielzahl an Einflussfaktoren abhängig. Wie wirken sich also aktuelle wirtschaftliche, politische und geopolitische Entwicklungen auf Aktien, Anleihen oder weitere Anlageformen wie Gold aus? Das ist eine Frage, die sich ein aktives Asset Management regelmäßig stellen muss. Welche Faktoren spielen also im April 2023 eine Rolle und könnten in der nahen Zukunft zum Tragen kommen?

 

1. Konjunkturdaten: Grund für Optimismus?

Zunächst das Gute: Die Konjunkturdaten beiderseits des Atlantiks und auch in China hielten zuletzt positive Überraschungen parat. Dennoch bleiben wir aus Investment-Sicht vorsichtig. Grund dafür: Wir erwarten, dass sich die Gewinnrevisionen „nach unten“ in den kommenden Monaten fortsetzen dürften. Gleichzeitig dürften die positiven Konjunkturüberraschungen im Zuge der restriktiven geldpolitischen Haltungen von Fed und EZB – mit negativen Auswirkungen auf die Kreditvergabe – sukzessive abnehmen.

2. Im Nachgang der Bankenpleiten: Wie viel Ungemach droht noch?

Die Mehrheit der Marktteilnehmer scheint nicht davon auszugehen, dass sich die Bankenpleiten im März und der Rückgang der Kundeneinlagen bei kleineren US-Instituten zu einer systemischen Krise ausweiten. Wir teilen diese Einschätzung. Denn zum einen scheint es – anders als in den Jahren 2008/2009 – kein globales Problem in den Bilanzen zu geben. Zum anderen verhinderte das rasche Eingreifen der Zentralbanken und Aufsichtsbehörden einen Vertrauensverlust. Es kann dennoch zu weiteren Bankenpleiten kommen, insbesondere in den USA. Diese sind angesichts der Vielzahl der Institute aber nicht ungewöhnlich. Sie sind bildlich gesprochen eine erwartbare Nebenwirkung der Medizin zur Inflationsbekämpfung mit Namen „Zinserhöhungen“.

3. Ist der Zinsgipfel für die Zentralbanken erreicht?

Die amerikanische Notenbank Fed hat jüngst eine abwartende Haltung eingenommen. Dies ist insofern rational, als dass Stress im Bankensektor in einem gewissen Umfang als Substitut für Zinserhöhungen eingestuft werden kann. Diese Nebenwirkung verstärkt so die Wirksamkeit der „Medizin“ zur Inflationsbekämpfung. Denn die Banken dürften in den kommenden Wochen ihre Konditionen für Kredite wohl weiter verschärfen. Es lässt sich zeigen, dass höhere Kreditzinsen für Unternehmen und Haushalte wiederum die Arbeitslosigkeit erhöhen. Dies hat zur Folge, dass die Fed schneller ihr Ziel erreichen dürfte: Sie will den Arbeitsmarkt wieder in ein Gleichgewicht bringen, das die Lohnzuwächse begrenzt und so die Inflationsrisiken mittelfristig senkt.

Unsere Volkswirte prognostizieren, dass die US-Notenbank den Leitzins nur noch einmal – im Mai – um 25 Basispunkte (Bp) anheben wird. Für die EZB erwarten sie den Zinsgipfel beim Einlagensatz bei 4,0 %, 100 Bp über dem derzeitigen Niveau. Zinssenkungen sind Anfang 2024 zu erwarten. Denn ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel liegt der Preisauftrieb sowohl in den USA als auch in Europa weiterhin bei mehr als 5 %. Die Notenbanken werden die Medizin also wohl nicht absetzen, sondern lediglich vorsichtiger dosieren.

4. Wie sieht es bei zehnjährigen Staatsanleihen aus?

Die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen erwarten wir weiterhin bei 3,0 % zum Jahresende 2023. Nachdem die Benchmarkrendite im Oktober 2022 bei mehr als 4,3 % ein Verlaufshoch erreicht hatte, ist der Abwärtstrend intakt. Aktuell rangiert das globale Renditebarometer bei rund 3,5 %. Grundsätzlich reflektiert die von Schwankungen begleitete Abwärtsbewegung der Rendite die komplexe Inflationsdynamik insofern, als dass Ende Februar 2023 nochmals temporär die Marke von 4 % getestet wurde – allerdings erfolglos.

5. Und wie entwickelt sich Euro und US-Dollar?

Das meistgehandelte Währungspaar hat Mitte April 2023 mehrmals die Marke von 1,10 getestet. Letztlich ist das Währungspaar auf Schlusskursbasis an diesem Widerstand vorerst abgeprallt. Jedoch ist zu erwarten, dass das Währungspaar im Zuge weiterer EZB-Leitzinserhöhungen und einer gleichzeitig abwartenden Fed (welche die konjunkturelle „Bremsung“ der US-Volkswirtschaft aufgrund der vergangenen Zinserhöhungen abwarten möchte) die psychologisch wichtige Marke von 1,10 erneut testen dürfte. Wir erwarten graduell Niveaus moderat über der 1,10er Marke bis maximal 1,15 zum Ende 2023.

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