Die Silicon Valley Bank im Fokus
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Die Silicon Valley Bank im Fokus

Neues aus dem Investment-Office: Daniel Winkler über aktuelle Markt-Erwartungen

16. März 2023

Lesezeit: 5 Minuten

Worauf achten die Anlagestrategen im März?

Welche Entwicklungen sind relevant? Welche Einflussfaktoren wirken auf die Märkte? In der Rubrik „Neues aus dem Investment-Office“ erklärt Multi Asset-Stratege Daniel Winkler, was für die aktuellen Entscheidungen im Asset Management entscheidend war und ist. Schließlich legen die Kundinnen und Kunden von Zeedin legen ihr Vermögen in die Hände eines Teams von Experten. Deren Aufgabe besteht darin, die Märkte sehr genau zu beobachten und ihre Erwartungen zum Marktgeschehen zu formulieren.

Von Daniel Winkler, Multi Asset Strategist bei Hauck Aufhäuser Lampe

 

Eine strategische Vermögensstruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für einen langfristigen Anlageerfolg. Allerdings entwickeln sich die einzelnen Anlagebereiche nicht gleichförmig, sondern sind im Laufe der Zeit von einer Vielzahl an Einflussfaktoren abhängig. Wie wirken sich also aktuelle wirtschaftliche, politische und geopolitische Entwicklungen auf Aktien, Anleihen oder weitere Anlageformen wie Gold aus? Das ist eine Frage, die sich ein aktives Asset Management regelmäßig stellen muss. Welche Faktoren spielen also im März 2023 eine Rolle und könnten in der nahen Zukunft zum Tragen kommen? Dazu an dieser Stelle einige wesentliche Punkte.

 

1. Silicon Valley Bank: Was passiert gerade und gibt es ein systemisches Risiko?

Seit Donnerstag, dem 9. März steht die Silicon Valley Bank (SVB) im Fokus des Marktgeschehens. Die Ankündigung, dass die Bank Abschreibungen in Höhe von 1,8 Mrd. US-Dollar aus Anleihebeständen realisieren würde, lenkte die Aufmerksamkeit des Marktes auf die spezielle Bilanzstruktur der Bank. Es kam zu einem massiven Liquiditätsabfluss. Die SVB wird derzeit abgewickelt. Dies hat zu einem deutlichen Anstieg der Unsicherheit an den globalen Finanzmärkten geführt. Wir rechnen nicht mit einer Finanzmarkt- oder Bankenkrise. Ein systemisches Risiko wurde durch die implementierten Maßnahmen seitens des Staates also abgewendet. Dennoch bestehen Marktimplikationen: Die US-Notenbank dürfte Ende März die Zinsen in unserem Basisszenario lediglich moderat erhöhen. Für die Aktienmärkte könnte die Pleite der Auslöser für eine überfällige Konsolidierung sein.

2. Wie wurde der Bank-Run ausgelöst?

Im Sicherheitenportfolio auf der Aktivseite der Bankbilanz der Silicon Valley Bank gab es unrealisierte Verluste. Diese entstanden durch den deutlichen Kursverlust langlaufender Anleihen in den vergangenen zwölf Monaten. Das ist normalerweise kein Problem, wenn die Wertpapiere bis zum Ultimo gehalten werden können, wie in der Bilanz deklariert. Die SVB hat jedoch in großem Umfang mittel- bis langfristig investiert, wohl auch weil die Kredit-nachfrage gering war. Anders als europäische Banken musste sie nach der US-Regulatorik keinen signifikanten Liquiditätspuffer (sogenannte Liquidity Coverage Ratio, kurz: LCR) halten. Die hohe Bedeutung nicht realisierter Verluste zeigt sich insbesondere relativ zum Kernkapital der SVB, welches nur unwesentlich höher war als diese. Hinzu kam der Kundenkreis. Die SVB hatte aber viele Kunden aus dem Tech-Bereich, Venture Capital Fonds und auch Crypto-Währungsinstitute – allesamt sehr agile Investoren, die zudem in letzter Zeit durch Zinsanstieg und Crypto-Krise weniger Liquidität zur Verfügung hatten und weniger Projekte realisiert haben.

3. Wie reagiert die Politik?

Für die Politik gilt es, Ansteckungseffekte zu vermindern. Gefährdet sind diesbezüglich eher kleinere Banken, da die großen Institute stärker reguliert und diversifiziert sind. 

Um diesem Risiko Rechnung zu tragen, haben die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC, US-Einlagensicherungsfonds) und das Treasury Department am Sonntagabend verkündigt, dass die Kunden vollen Zugang zu den Einlagen am Montag erhielten. Alle Verluste des amerikanischen Einlagensicherungsfonds aus nicht versicherten Einlagen würden durch eine Sonderabgabe für Banken getragen. Steuerzahler sollen nicht belastet werden.

4. Reaktion der Fed

Die US-Notenbank Fed unterstützt unmittelbar mit Sofortmaßnahmen. So kündigte sie eine neue Fazilität zwecks Liquiditätsunterstützung für das Bankensystem an. Das „Bank Term Funding Program“ (BTFP) bietet Banken, Sparkassen und weiteren Institutionen gegen hochwertige Sicherheiten (US-Staatsanleihen und Hypothekenanleihen etc.) Kredite bis zu einem Jahr. Sollten Kunden ihre Einlagen verlangen, können die Banken diesem Wunsch mittels der BTFP problemlos entsprechen. Und zwar ohne sogenannte „Fire Sales“ vornehmen zu müssen, also Notverkäufe von Assets zwecks Liquiditätsbeschaffung. Unseres Erachtens dürften die Maßnahmen von FDIC und Fed ausreichen, um eine Bankenkrise zu verhindern. Allerdings besteht auf den Finanzmärkten grundsätzlich die Gefahr „irrationaler“ Erwartungen und Übertreibungen. Um diesen entgegenzuwirken, müssen die US-Währungshüter wie auch das US-Finanzministerium zusammen mit der Einlagensicherung ihre implementierten Mittel gut kommunizieren.

5. Unmittelbare Marktreaktion

Die Volatilität an den internationalen Finanzmärkten ist als Folge der Ereignisse in den USA sprunghaft angestiegen:

  • An den Aktienmärkten fallen die Kurse aktuell, wobei der DAX beispielsweise derzeit zum ersten Mal seit Ende Januar kurzzeitig unter die 15.000-Punkte-Marke rutschte. Die Volatilität des STOXX 600 befindet sich auf dem höchsten Niveau seit Oktober 2022. In USA handelt der S&P 500 klar unter dem gleitendenden Durchschnitt der vergangenen 200 Tage. Dadurch dürften Charttechnik-Anhänger die Hoffnung begraben, dass der US-Bärenmarkt rasch endet.
  • An den Rentenmärkten legten dagegen die Kurse sicherer Staatsanleihen in unmittelbarer Reaktion auf die Geschehnisse zu – einerseits als Ausdruck einer Safe-Haven-Nachfrage, andererseits als Zeichen gesunkener Zinserhöhungs-Fantasien. So sackte die Rendite zweijähriger US-Treasuries von knapp mehr als 5 % Mitte vergangener Woche um zeitweise mehr als 120 Basispunkte zu Wochenmitte.
  • Mit Blick auf den US-Dollar überwiegen derzeit die kursdämpfenden Effekte der höheren Leitzinserwartungen. Dies unterstreicht, dass der Anstieg der Risikoaversion an den Märkten noch moderat ist, denn üblicherweise wertet der US-Dollar in Krisen stark auf.

6. Was ist für die Finanzmärkte zu erwarten?

Sofern es zu keinen „irrationalen“ Übertreibungen am Finanzmarkt kommt, dürften die altbewährten Themen für Investoren bald wieder auf die Tagesordnung rücken. Dazu zählt vor allem die Inflationsdynamik. Inflationsüberraschungen sind zu erwarten, nach oben, aber eben auch nach unten. Mit unserem leichten Untergewicht bei der Aktienquote fühlen wir uns aktuell wohl. Zum einen sind noch nicht alle Wogen am US-Bankenmarkt geglättet. Zum anderen sehen wir einen hohen Druck auf die Margen der Unternehmen, so dass die Molltöne mit Blick auf die Gewinnerwartungen insbesondere in den USA anhalten dürften. Letztlich dürfte die SVB-Krise alleine nicht ausreichen, um einen weiteren, breitangelegten Kursrutsch auszulösen. Sollten die jüngsten Ereignisse am US-Bankenmarkt jedoch von Konjunkturenttäuschungen und einer Gewinnrezession begleitet werden, würde der Gegenwind für Risikopapiere erheblich.

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