"Mit Vorsicht durch den Februar"
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"Mit Vorsicht durch den Februar"

Neues aus dem Investment-Office: Daniel Winkler über aktuelle Markt-Erwartungen

15. Februar 2023

Lesezeit: 5 Minuten

Worauf achten die Anlagestrategen im Februar? Welche Entwicklungen sind relevant? Welche Einflussfaktoren wirken auf die Märkte? In der Rubrik „Neues aus dem Investment-Office“ erklärt Multi Asset-Stratege Daniel Winkler, was für die aktuellen Entscheidungen im Asset Management entscheidend war und ist. Schließlich legen die Kundinnen und Kunden von Zeedin legen ihr Vermögen in die Hände eines Teams von Experten. Deren Aufgabe besteht darin, die Märkte sehr genau zu beobachten und ihre Erwartungen zum Marktgeschehen zu formulieren.

Von Daniel Winkler, Multi Asset Strategist bei Hauck Aufhäuser Lampe

 

Eine strategische Vermögensstruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für einen langfristigen Anlageerfolg. Allerdings entwickeln sich die einzelnen Anlagebereiche nicht gleichförmig, sondern sind im Laufe der Zeit von einer Vielzahl an Einflussfaktoren abhängig. Wie wirken sich aktuelle wirtschaftliche, politische und geopolitische Entwicklungen auf Aktien, Anleihen oder weitere Anlageformen wie Gold aus? Das ist eine Frage, die sich ein aktives Asset Management regelmäßig stellen muss. Welche Faktoren spielen also im Februar 2023 eine Rolle und könnten in der nahen Zukunft zum Tragen kommen? Dazu an dieser Stelle einige wesentliche Punkte.

1. Asset Allokation – wie reagiert das Investment-Komitee?

Wir sind vorsichtig in den Februar gestartet. Zwar hat sich die Investment-Stimmung allgemein gebessert, dennoch votieren wir eher für einen verhaltenen Optimismus. Deshalb haben wir auf der Sitzung unseres Investment-Komitees Ende Januar beschlossen, in unserer Asset Allokation Aktienpositionen zu Gunsten von Liquidität zu reduzieren. In der Folge haben wir Aktien nun leicht untergewichtet und die Kasse-Position übergewichtet.

Der Grund dafür: Die Nachrichten aus den Unternehmen dürften sich unserer Einschätzung nach in den kommenden Monaten sukzessive verschlechtern. Darauf deuten insbesondere die Unternehmensumfragen in den USA hin. Zudem erwarten unsere Volkswirte, dass die US-amerikanische Notenbank Fed den Leitzins in zwei weiteren Zinsschritten anheben wird – auf den Zinsgipfel von 5,25 % im Sommer 2023. Dies dürfte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf den Märkten nicht schmecken und die wirtschaftliche Dynamik in den USA ausbremsen. Zudem versuchen die Notenbanken den eher optimistischen Markterwartungen entgegenzuwirken, wonach sie die Zinsen in absehbarer Zeit senken würden.

2. Moderat sinkende Renditen erwartet – ist das gerechtfertigt?

Auf Sicht von sechs Monaten erwarten wir bei der zehnjährigen US-Treasury-Rendite den Wert von 3,2 % (aktueller Stand: 3,7 %). Obwohl die Inflationsdynamik in den USA wie in der Eurozone weitere Entspannungssignale sendet, haben die weltweit größten Notenbanken die Marktteilnehmer in den vergangenen Tagen davon überzeugt, dass Zinssenkungen im laufenden Jahr so schnell kein Thema werden. Während die Marktteilnehmer in der vergangenen Woche den (Leit-)Zinsgipfel mit 5 % im kommenden Mai sowie im weiteren Jahresverlauf zwei Zinssenkungen sahen, beschränken sich die Erwartungen inzwischen auf eine Zinssenkung zum Jahresende sowie das Zinspeak bei knapp mehr als 5 % im Juli 2023. Damit schenken die Marktteilnehmer den Notenbanken also mehr Glauben, dass diese länger im restriktiven Terrain verbleiben werden. Die Währungshüter selbst rechnen im Übrigen mit keinen Zinssenkungen im Jahr 2023.

In jedem Fall bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass die Renditen sukzessive einen moderaten Rückwärtsgang einlegen sollten: Mit der abklingenden Konjunkturdynamik (bei aller Robustheit der Volkswirtschaften) fallen sukzessive auch die Inflationserwartungen. Damit wiederum sinkt die Laufzeitenprämie als Bestandteil der Rendite, beispielsweise zehnjähriger US-Treasuries. Gleichzeitig werden die Notenbanken in Sachen Zinserhöhungen deutlich vorsichtiger, was die Renditen über den Kanal der zukünftig erwarteten Kurzfristzinsen – die sogenannte Erwartungshypothese – begrenzt. Seit Oktober 2022 ist die US-Treasury-Rendite von mehr als 4,2 % um rund 50 Basispunkte gesunken. Diese Entwicklung dürfte sich unseres Erachtens fortsetzen. Die leicht höheren Renditeniveaus in der ersten Februarhälfte sind demnach also eher kurzfristiger Natur und können genutzt werden, die Duration (also die Zinssensitivität) zu erhöhen.

3. Aktienmärkte: US-Aktien untergewichtet

Der Bewertungsabschlag Europas und Asiens gegenüber den USA an den Kapitalmärkten ist deutlich zurückgegangen. Für den Eurostoxx 50 sank er unseren Berechnungen auf Basis der Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) zufolge von 37 % Ende September 2022 auf aktuell 30 %. Wir erachten einen Abschlag von maximal 20 % als gerechtfertigt und erwarten daher, dass die Aufholbewegung noch einige Zeit anhalten wird.

Die Gegenbewegung startete, als die hohen Gasspeicherfüllstände in Europa eine Energieversorgungskrise weniger wahrscheinlich machten. Ein lange befürchteter wirtschaftlicher Kollaps wurde in den Aktienkursen ausgepreist, und die Frühindikatoren stiegen. Zur Jahreswende 2022 verstärkte sich die „Renaissance“ Europas, weil im Zuge der Öffnungen in China Hoffnungen auf zusätzliche Impulse für die Konjunktur aufkamen.

4. Was sagt uns die laufende Berichtssaison?

Die laufende Berichtssaison bestätigt unsere Erwartung, dass die Gewinne in 2023 fallen werden. Die Analysten werden auch in den kommenden Wochen ihre Prognosen nach unten revidieren. Auch wenn das Risiko eines schweren Konjunktureinbruchs abgenommen hat, befindet sich die Wirtschaft dennoch in einem Abschwung. Moderate Kursrückschläge an den globalen Aktienmärkten sind in diesen Marktphasen erwartbar.

5. Lohnen sich EWU-Peripherie-Engagements?

Die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen rangiert aktuell zwar unter dem 12-Monats-Höchststand von 4,8 %. Jedoch bietet Italien mit rund 4,2 % immer noch eine auskömmliche Rendite. Die kommende Bilanzschrumpfung der Europäischen Zentralbank EZB (siehe Neues aus dem Investment-Office vom Januar) ist weitestgehend eingepreist, und ihr Anti-Fragmentierungstool (Anleihekaufprogramm der EZB, um zu hohe Renditeniveaus und Unterschiede in der Eurozone zu verhindern) dürfte einen Renditeanstieg der Peripherie-Bonds nach oben begrenzen.  

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