Wann glänzt Gold wieder stärker?
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Wann glänzt Gold wieder stärker?

Neues aus dem Investment-Office: Daniel Winkler über aktuelle Markt-Erwartungen

11. Oktober 2023

Lesezeit: 5 Minuten

Was ist mit Gold? Das Edelmetall gilt als recht wertstabil und erfreut sich gerade in unsicheren Zeiten größerer Beliebtheit. Doch sollte man sich auf das gute „Image“ von Gold verlassen? Multi Asset-Stratege Daniel Winkler wirft in der Rubrik „Neues aus dem Investment Office“ einen genaueren Blick auf die Einflussfaktoren für den Goldpreis und die komplexen Wechselwirkungen. Dabei wagt er auch einen Ausblick auf die weitere Entwicklung.

Von Daniel Winkler, Multi Asset-Stratege

Die Kundinnen und Kunden von Zeedin legen ihr Vermögen in die Hände eines Teams von Expertinnen und Experten. Deren Aufgabe besteht darin, aktive Anlagestrategien zu erarbeiten. Dazu beobachten sie die Märkte sehr genau und formulieren auf Basis ihrer Erwartungen und ihrer Expertise klare Erwartungen zur weiteren Entwicklung. Dieses Mal: Wie steht es um die Anlage in Gold?

Was sind die Haupttreiber von Gold?

Gold wird oft als Absicherung gegen Inflation angesehen. Allerdings ist seine Wertentwicklung von zwei wesentlichen Einflussfaktoren abhängig: einerseits von der Höhe der realen Anleiherenditen (Stichwort Opportunitätskosten des Haltens von Gold), andererseits von der Entwicklung des US-Dollars, da Gold in dieser Währung gepreist wird. Bei der historischen Betrachtung zeigt sich, dass die stärksten Rückgänge des Goldpreises in den vergangenen vier Dekaden jeweils mit einem signifikanten Anstieg der Renditen von Staatsanleihen bester Bonität und einer Aufwertung des Greenbacks einhergingen. Die Korrelation zwischen Gold und Dollar ist also negativ. Ein schwächerer US-Dollar geht demnach tendenziell mit einem stärkeren Goldpreis einher.

Wie beeinflusst die Vielzahl an Krisen derzeit den Goldpreis?

Kurzfristig gibt es eine positive Korrelation zwischen dem Goldpreis und plötzlich auftretenden
(geo-)politischen Krisen. In anderen Worten: Zu Beginn einer Krise, häufig in Form eines Kriegsausbruchs, kommt es zu einem temporären Anstieg des Goldpreises (Stichwort sicherer Hafen). Ein solcher Anstieg ist jedoch in der Regel nicht signifikant und nivelliert sich innerhalb weniger Monate.

Geopolitische Spannungen zwischen den großen Blöcken USA, Russland und China sowie neu entstehende multipolare Machtstrukturen erzeugen politische Unsicherheit. Darunter fällt auch, dass sich viele Länder vom US-Dollar als Reservewährung abwenden. Stattdessen rückt Gold verstärkt in den Fokus. Nachdem viele westliche Zentralbanken die Devisenreserven der russischen Zentralbankreserven eingefroren haben, hat sich die Nachfrage nach Gold seitens vieler Zentralbanken in den Entwicklungsländern massiv erhöht. Gleichzeitig ist das Angebot an Gold in diesem Zeitraum nicht wesentlich gestiegen.

Höhere politische Risikoprämien (Investoren verlangen eine Kompensation für das Eingehen von politischen respektive länderspezifischen Risiken) können sich in unterschiedlicher Weise auf die Finanzmärkte auswirken. Sie können zum einen auf den Aktienmärkten zu einer Zunahme der von Investoren geforderten Risikoprämie führen, was preismindernd wirkt; sie können zum anderen Vermögenswerte bester Bonität im Preis steigen lassen – dabei ist von einer sogenannten „Flucht in die Qualität“ die Rede. Dazu zählen Staatsanleihen, damit zumeist verbunden ausgewählte Währungen wie US-Dollar, Schweizer Franken, Japanischer Yen oder eben auch Gold. In der Tat lässt sich über die vergangenen zwanzig Jahre erkennen, dass insbesondere sprunghaft steigende politische Unsicherheiten mit einem Anstieg des Goldpreises einhergehen. Die Korrelation ist nicht zu übersehen. Damit gibt es einen dritten Treiber von Gold. Dieser ist jedoch – wie oben bereits angemerkt – nur in der kurzen Frist signifikant. Diese Korrelation nutzen wir aktiv in Rahmen der Investmentstrategie.

Taktischer Ausblick – wohin deuten die Goldnotierungen in den kommenden Monaten?

Die jüngsten geldpolitischen Sitzungen der Notenbanken Europäische Zentralbank und Federal Reserve haben gezeigt, dass die Marktteilnehmer mit länger anhaltenden, restriktiven Leitzinsniveaus rechnen müssen. Hintergrund ist die stoische Inflationsdynamik. In diesem Umfeld schlagen die globalen Benchmarkrenditen derzeit noch nach oben aus. Auf Basis der Treiber für den Goldpreis stellen die Renditen – zusammen mit einem festeren US-Dollar – derzeit einen Gegenwind für die Goldnotierungen dar. So ist der Goldpreis seit dem ersten August 2023 um runde fünf Prozent gefallen.

In den kommenden Monaten dürften die Inflation und damit die Inflationserwartungen der privaten Haushalte jedoch zurückgehen, da die restriktive Geldpolitik den Preisauftrieb zunehmend bremsen wird. Auch der Gegenwind vom US-Dollar dürfte abnehmen, denn die globalen Konjunktursorgen dürften nicht über Gebühr zunehmen. Ferner sollte die Fed 2024 vor der EZB die Zinsen senken, was ebenfalls tendenziell negativ auf die Entwicklung des US-Dollar wirken wird. Der Weg für leicht höhere Notierungen von Gold ist – unter Berücksichtigung geopolitischer Unsicherheit – in den kommenden Monaten also frei. Die jüngste Eskalation im Nahost-Konflikt zeigt einmal mehr, dass Gold aufgrund seiner Eigenschaft als sicherer Hafen eine gewisse Absicherung in einem breiten Portfolio bietet.

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