Diversifikation mit Private Equity
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Diversifikation mit Private Equity

Ein Überblick über die Auswahl von Investments und Fonds-Setup | Fachbeitrag – BAI Jubiläumsbroschüre: Asset Servicing meets Kapital 1852

13. September 2022

Lesezeit: 5 Minuten

Von Alexander Stern, Geschäftsführer von Kapital 1852 und Reza Keyhani, Head of Business Development Real Assets Deutschland bei Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG

Alternative Sachwertanlagen im illiquiden Bereich können helfen, das Portfolio breiter zu diversifizieren und damit dessen Ertrags- und Risikostruktur verbessern. Einige Faktoren sprechen für gezielte Investitionen in die Anlageklasse. Bei der Auswahl passender Investments und zugleich bei dem Setup der entsprechenden Anlagevehikel gibt es allerdings einige Punkte zu beachten.

Die Kapitalmärkte sind in der nahen Vergangenheit mehrfach und vor allem massiv unter Druck geraten – neben den Auswirkungen durch die weltweite Covid-19-Pandemie geht seit Beginn des Jahres 2022 der Ukrainekrieg mit einer enormen Volatilität, die Ausdruck der Unsicherheit von Marktteilnehmenden weltweit ist, einher. Zudem sind die globalen Weltmärkte gegenwärtig mit rapide gestiegenen Inflationsraten konfrontiert, die auch noch weiter nach oben getrieben werden könnten. Wie lang diese Phase andauern wird, hängt insbesondere von den geopolitischen Entwicklungen ab. Zudem reagieren die Märkte sehr sensibel auf jegliche Handlungen oder gar Äußerungen der Zentralbanken und welche Auswirkungen steigende Zinsen in der jetzigen wirtschaftlichen Situation haben können, ist bislang nicht in Gänze abzusehen.

Insbesondere in diesem Spannungsfeld verstärkt sich für langfristig orientierte Kapitalanleger der bereits bestehende Anlagedruck. In der Konsequenz ist das eigene Portfolio somit auch über die klassischen Anlagesegmente hinaus zu diversifizieren. Dabei sind aus Sicht von institutionellen Investoren verschiedene Zielsetzungen gleichermaßen zu berücksichtigen: Der Grundsatz des Kapitalerhalts und das Gebot der ertragreichen Kapitalanlage sind einzuhalten. Zudem sollen ausschüttungsfähige Erträge erwirtschaftet werden.

Gewinne unabhängig von den Kapitalmärkten erzielen

Die Anlagen im Bereich Alternative Investments können helfen, Portfolios breiter zu diversifizieren und Investoren dabei unterstützen, ihre Zielsetzungen zu erreichen. Denn die zugehörigen Anlageklassen – wie Private Equity, Private Debt, Venture Capital, Real Estate oder Infrastructure – bieten die Chance auf höhere Erträge. Zudem orientieren die Investments sich nicht an Indizes oder anderen Benchmarks, sondern sind unabhängig von der Entwicklung an den Kapitalmärkten darauf ausgerichtet, stetige Erträge zu erzielen. Damit ermöglichen Alternative Investments auf lange Sicht mehr als bloß Kapitalerhalt. Langfristig stehen die Chancen gut, das Kapital überdies zu mehren – auch wenn es wie bei allen Geldanlagen keine Garantien gibt.

Verschiedene langfristige Studien zeigen, dass die Wechselbeziehung zwischen Private Equity und klassischen, indexbasierten Aktieninvestitionen deutlich unterhalb von „Eins“ liegt. Anders gesagt: Die Anlageklassen bewegen sich nicht im Gleichklang.

"Alternative Sachwertinvestitionen können ein Anlageportfolio also breiter diversifizieren und die Wertschwankungen innerhalb der jeweiligen Anlageklassen in Summe mindern. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Rendite im langfristigen Mittel – auch aufgrund der langfristigen Kapitalüberlassung und des aktiven Investitionsansatzes – bei Private-Equity-Investitionen häufig oberhalb der Rendite liquiderer Titel liegt."
Alexander Stern, Geschäftsführer von Kapital 1852

Da zudem Sachwerte zugrunde liegen, sichern diese Investments das Vermögen gegen Inflation und können insofern auch dem realen Kapitalerhalt dienen.

Schwerpunkt: Private Equity

Investitionen von Private-Equity-Gesellschaften finden in einem sich zunehmend aufladenden Spannungsfeld von Liquidität, Transaktionsangebot und einem konjunkturellen Marktumfeld statt. Indikatoren sind einerseits die Bewertungsniveaus, insbesondere bei sogenannten Large-Cap-Transaktionen und andererseits die Suche nach renditetragenden Anlagenklassen seitens institutioneller Investoren vor dem Hintergrund des Kapitalmarktumfeldes. All dies führt im Ergebnis zu einer deutlichen Nachfrageverschiebung hin zu alternativen Anlageklassen in der Gesamtallokation.

Private-Equity-Gesellschaften verfügen in der Folge über substantiell gestiegene Investorengelder, die sich nicht nur in der gestiegenen Anzahl von sogenannten Megafonds sondern auch in der Summe großer Transaktionen ausdrückt. Laut einer aktuellen Studie[1] war 2021 mit Investitionen von über einer Billion US-Dollar ein Rekordjahr für das Segment Private Markets. Nie zuvor haben Fonds dieser Anlageklasse größere Kapitalzuflüsse verzeichnet und erholen sich somit unmittelbar vom pandemiebedingten Einbruch in 2020. Getrieben wird diese Entwicklung unter anderem von den vielversprechenden Renditen, die insbesondere zu einer wachsenden Nachfrage durch institutionelle Investoren führen.

 

[1] Quelle: www.mckinsey.com/industries/private equity/private-markets-annual-review/2022.pdf

Warum den Fokus auf größere Unternehmen legen?

Allerdings liegt der Fokus vieler Investoren dabei auf größeren Unternehmen und somit auf Transaktionen im Wert von bis zu 1 Mrd. Euro. Die Gründe dafür lassen sich in dem eingeengten Angebot von attraktiven Investitionszielen für Private-Equity-Investoren, die eine klassische Buy-out-Strategie verfolgen, identifizieren. Viele Akteure setzen vermehrt sogenannte Secondary-Transaktionen um, sprich Unternehmensverkäufe zwischen zwei Finanzinvestoren. Historische Daten der Jahre 2008 und 2009 zeigen, dass großvolumige Private-Equity-Fonds und entsprechend große Transaktionsvolumina eine gewisse Krisenresistenz aufweisen und gleichermaßen Skaleneffekte bergen.[1] Da Private-Equity-Investoren vermehrt große Transaktionen umsetzen, hat sich aber das Angebot an attraktiven Investitionsmöglichkeiten eingeschränkt. Um weiterhin großvolumige Transaktionen umsetzen zu können, schwenken diese Investoren immer häufiger auf große börsennotierte Gesellschaften um – beispielsweise Osram oder Springer. Dabei erfüllen sie als aktive Kapitalmarktakteure oftmals eine wertsteigernde beziehungsweise korrektive Wirkung. Negativ ist in diesem Kontext zu erwähnen, dass kleine bis mittlere börsennotierte Gesellschaften noch nicht oder nur in geringem Maße in das Zieluniversum aktiver Private-Equity-Investoren aufgenommen werden. Somit ergibt sich im Segment kleinerer und mittlerer börsennotierter Unternehmen eine relativ geringe Marktabdeckung. Dieses Ungleichgewicht birgt Chancen.

Um im aktuellen Umfeld weiterhin die von Investoren geforderten Renditen erwirtschaften zu können, bedarf es einer noch stärkeren Verbreiterung der Sourcing-Basis, einer klaren Fokussierung und konsequenten Umsetzung der vordefinierten Strategie während der Investitionsphase und damit einer tatsächlichen Wertsteigerung durch die Einwirkung als konstruktiver Private-Equity-Investor. Im Ergebnis muss der Investor allen Share- und Stakeholdern im Umfeld eines potentiellen Zielunternehmens einen konkreten Mehrwert bieten, der die unterschiedlichen Dimensionen der Wertsteigerung klar adressiert. Dazu zählt neben einem grundsätzlichen Verständnis von spezifischen Industrie-Dynamiken auch eine sehr konkrete Vorstellung bezüglich der mittel- und langfristigen strategischen Ausrichtung in allen Dimensionen. Dies umfasst unter anderem Innovationstreiber, Produkte, die Positionierung bei Kunden und in Märkten, die Organisation und Prozesse. Insbesondere bei kleineren und mittleren Unternehmen kann dabei sehr schnell Wachstum generiert werden, da diese gegenüber großen und komplexeren Unternehmen zumeist über ein klares, damit adjustierbareres und skalierbareres Geschäftsmodell verfügen sowie häufig Marktführer in ihrer Nische sind. Dies gilt auch für kleinere börsennotierte Gesellschaften. Bedingt durch die Illiquidität der Märkte und eine geringe Granularität der Gesellschafterstruktur lassen sich viele von ihnen wie private Unternehmen betrachten. Sie eignen sich deshalb für eine Verbreiterung der Sourcing-Basis im Einklang mit der bestehenden Strategie eines auf kleinere und mittlere Unternehmen fokussierten Private-Equity-Investors.

Darüber hinaus kann aus Investorensicht unter den richtigen Voraussetzungen durch die Allokation von Kapital in die Anlageklasse Private Equity ein natürlicher Schutz bei negativen ökonomischen Szenarien geschaffen werden. Dieser ergibt sich aus der Illiquidität der Anlage und einer konsequenten Selektion der Zielsektoren zur Vermeidung von zyklischen Risiken. Einhergehend mit der langfristigen Kapitalüberlassung und dem konsekutiven Investitionshorizont, welcher in der Regel bei rund fünf bis zehn Jahren liegt, ergibt sich eine Selektion hin zu weniger zyklischen Sektoren sowie eine Abschwächung exogen bedingter Wertabschläge im Zeitablauf. Eine wirtschaftliche Abkühlung fungiert bei der Identifikation von erfolgreichen Unternehmen dabei effektiv als Filter, der aus wirtschaftlichen Gründen für eine Art „Selbstregulierung“ unter den Marktteilnehmern sorgt.

 

[1] Vergleiche G. Gianfrate & S. Loewenthal in The Journal of Private Equity, Winter 2015

Private-Equity-Fonds im Lichte des Kapitalanlagegesetzbuchs

Private-Equity-Häuser managen ihre Fonds in der Regel als lediglich registrierte „kleine“ Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGs) und unterliegen nicht der vollen Regulierung. Diese müssten erst bei Überschreitung der gesetzlichen Schwellenwerte von etwa 500 Millionen Euro die Zulassung bei der BaFin beantragen. Diese Prüfung ist an strenge Bedingungen geknüpft und kann mit den erforderlichen Vorbereitungshandlungen, die in Kooperation mit spezialisierten Rechtsberatern stattfinden, in manchen Fällen einen Zeitraum von neun bis zwölf Monaten in Anspruch nehmen. Nach erfolgter Zulassung werden die Vorschriften vom Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) scharfgeschaltet. Dies betrifft beispielsweise die strikte Trennung zwischen dem Risiko- und dem Portfoliomanagement, das nunmehr etwa im personellen Bereich bis in die Geschäftsleitung hinein voneinander separiert sein muss. Es ergeben sich zusätzlich weitere Reporting-Pflichten und es findet zudem eine Prüfung der Jahresabschlüsse statt. Sowohl mandatierte Wirtschaftsprüfer kontrollieren, ob sich die KVG an ihre vordefinierten Prozesse und Dokumentationspflichten hält, als auch die BaFin, die dies ebenfalls in Form von Sonderprüfungen durchführen kann.

Es besteht allerdings auch die Möglichkeit sich an eine bereits zugelassene Service-KVG/Alternative Investment Fund Manager (AIFM, englisch für Alternative Investmentfondsmanager) anzubinden.

"Die Möglichkeit für PE-Häuser, sich an einen zugelassenen Alternative Investment Fund Manager anzubinden, führt zu einer sofortigen Handlungsfähigkeit und hat auch ferner den Vorteil, dass der vollregulierte Fondsmanager bereits über Erfahrung verfügt und die Private-Equity-Häuser durch sämtliche Details des jeweiligen Aufsichtsrechts führen kann."
Reza Keyhani, Head of Business Development Real Assets Deutschland bei Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG

Der Private-Equity-Player kann sich hier zudem in Kooperation mit dem zugelassenen Fondsmanager verstärkt auf das Investmentmanagement fokussieren. Die zugelassene KVG benötigt ferner eine Verwahrstelle.

Aufgaben der Verwahrstelle

Eine wichtige Aufgabe der Verwahrstelle ist es unter anderem die Einhaltung der Anlagebedingungen im Rahmen von Unternehmensbeteiligungen zu prüfen und den nachfolgenden Eigentumserwerb zu verifizieren. Die Eigentümerstellung des Private-Equity-AIFs an den Portfoliounternehmen wird bei einem Direktfonds anhand der einschlägigen Unterlagen, wie etwa Registerauszügen, Gutachten, Zeichnungsscheinen und sonstige Unterlagen, festgestellt. Besagte Dokumente variieren in ihren Inhalten je nach der vorliegenden rechtlichen Gesellschaftsform. Bei einem Dachfonds ist der wirksame Beitritt an einem in- oder ausländischen Zielfonds zu beurteilen. Eine ausgewiesene Expertise und Erfahrung der Verwahrstelle mit der Anlageklasse Private Equity sowie den spezifischen Strukturen und Prozessen ist unabdingbar. Sofern dies gegeben ist, kann die Verwahrstelle auch ein schnelles Tempo mitgehen und ihre Prüfung kurzfristig abschließen. Das kann bei durchzuführenden Transaktionen des Private-Equity-Managers durchaus notwendig sein, da diese häufig zum Ende der Prüfprozesse hin binnen weniger Tage abgeschlossen werden müssen. Die Funktion der Verwahrstelle beschränkt sich allerdings nicht nur darauf, für ein Höchstmaß an Investorenschutz und Transparenz zu sorgen, sondern hat zugleich die Aufgabe als Dienstleister für die individuellen Kundenbedürfnisse Lösungen anzubieten, die auf das Private-Equity-Marktumfeld zugeschnitten sind. Beispielsweise lassen sich effiziente Ansätze finden, wenn bereits im Vorfeld der bestehende Investmentprozess Schritt für Schritt zwischen den involvierten Parteien im Detail abgestimmt wird und die Schnittstellen zur Übertragung der benötigten Dokumente optimiert werden. Somit erweist sich eine geeignete Verwahrstelle als überaus wichtiger Partner für die Private-Equity-Player, indem sie idealerweise – ohne das laufende Geschäft des AIFs nachteilig zu verzögern – eine zusätzliche Qualitätskontrolle darstellt.

GERNE STEHE ICH IHNEN FÜR IHRE FRAGEN ZUR VERFÜGUNG!

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