"Partylaune bei den Anlegern – berechtigt?"
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"Partylaune bei den Anlegern – berechtigt?"

Neues aus dem Investment-Office: Dr. Ulrike Rondorf warnt vor zu viel Euphorie

21. Juli 2023

Lesezeit: 5 Minuten

Die Börsenkurse insbesondere in den USA kannten in den vergangenen Wochen nur eine Richtung: nach oben. Das verleitete die Börsianer zu einer allzu euphorischen Stimmung. Dr. Ulrike Rondorf, Head of Investment Strategy, hat sich die jüngste Entwicklung an den Märkten genau angeschaut. Was sind die Gründe für die gute Laune? Sind diese berechtigt? Und wie sieht der weitere Ausblick für die Anlegerinnen und Anleger aus? – Das sind die Fragen, die sie beantwortet. Einen Rat hält sie dabei für wichtig: Zu viel Sorglosigkeit sollten Investoren nicht an den Tag legen.

Von Ulrike Rondorf, Head of Investment Strategy bei Hauck Aufhäuser Lampe

Eine strategische Vermögensstruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für einen langfristigen Anlageerfolg. Allerdings entwickeln sich die einzelnen Anlagebereiche nicht gleichförmig, sondern sind im Laufe der Zeit von einer Vielzahl an Einflussfaktoren abhängig. Wie wirken sich also aktuelle wirtschaftliche, politische und geopolitische Entwicklungen auf Aktien, Anleihen oder weitere Anlageformen wie Gold aus? Das ist eine Frage, die sich ein aktives Asset Management regelmäßig stellen muss.

1.  Aktieninvestoren blicken deutlich optimistischer in die Zukunft. Insbesondere in den USA ist von einem „Höhenrausch der Börsen“ die Rede. Was ist der Grund für Optimismus?

Tatsächlich lässt sich zeitweise so etwas wie eine „Partylaune“ an den Märkten feststellen. Fakt ist: Laut der US-amerikanischen Investorenvereinigung AAII erwarteten Mitte Juli nur noch 25 % der Privatanleger, dass der wichtige Index S&P500 in sechs Monaten unter dem aktuellen Niveau liegen wird. Im Juni waren mit einem Anteil von 40 % noch deutlich mehr Anleger pessimistisch gestimmt.

Der Grund für die gute Laune besteht sicherlich darin, dass in den USA die Konjunkturdaten die Prognosen der Volkswirte in den vergangenen Wochen deutlich übertroffen haben. Die Anleger sind daher nun hoffnungsvoll, dass die US-Wirtschaft trotz der massiv gestiegenen Zinsen eine Rezession – wie sie bislang befürchtet wurde – vermeiden kann. Zudem fällt die Inflation. Den Zentralbanken ist es also scheinbar gelungen zu verhindern, dass die Lage außer Kontrolle gerät. Weitere forsche Zinserhöhungen sind somit weniger wahrscheinlich. Dies freut die Investoren. Jedoch würden wir nicht unterschreiben, dass ein potenzieller weiterer Inflationsrückgang auch in den kommenden Monaten positiv auf die Aktienmärkte wirkt.

2.  Sie warnen also vor zu viel Euphorie. Warum?

Die hohe Inflation resultierte bislang daraus, dass es den Unternehmen gelang, ihre gestiegenen Produktionskosten an die Verbraucher weiterzugeben. Gerade in den USA konnten etliche Unternehmen die Preise ihrer Produkte und Dienstleistungen sogar stärker erhöhen als ihre Kosten gestiegen waren, also ihre Gewinnmargen aufgrund der hohen Nachfrage ausweiten. Diese Entwicklung scheint nun beendet: Die Unternehmen können die Preise nicht mehr in der Breite signifikant anheben. Bestätigt sich der geringere Preisauftrieb in den USA, dürften bei steigenden Lohnkosten die Gewinnmargen unter Druck geraten.

Zudem konzentrieren sich die Investoren stark darauf, dass das Leitzinsplateau nun greifbar nah scheint, also keine weiteren Zinsschritte erfolgen. Doch selbst wenn es so kommen sollte, dürfte die Belastung für die Unternehmen dennoch weiter zunehmen. Denn mehr und mehr Kredite und Anleihen stehen zur Refinanzierung an.

3.  Die Berichtssaison zum zweiten Quartal läuft – was sind Ihre Erwartungen an die Zahlen der Unternehmen? Wird sich der Margendruck bereits zeigen?

Wie üblich berichten nun zunächst die Unternehmen aus den USA. In Europa gewinnt die Berichtssaison erst im August richtig an Fahrt. Für den US-Index S&P 500 erwarten die von der Agentur Factset befragten Aktienanalysten, dass die Gewinne der im Index notierten Unternehmen im zweiten Quartal 2023 um rund 7 % gegenüber dem zweiten Quartal 2022 fallen dürften. Bereits nach den ersten Berichten deutet sich an, dass der Rückgang schwächer ausfallen dürfte, als erwartet. Dies ist jedoch in den USA üblich, so dass es schon einer deutlich positiven Überraschung bedarf, um den Gesamtmarkt zu bewegen.

Wir schauen in der Tat vor allem auf die Margenentwicklung und erwarten dort einen Rückgang. Zudem werden wir insbesondere auf die Ausblicke achten, die die Unternehmen präsentieren.

4.  Apropos Ausblicke: Was erwarten Sie für die kommenden Wochen? Wie positionieren Sie sich?

Wir sind skeptisch, dass sich die Aufwärtsdynamik der Aktienmärkte in den kommenden Wochen fortsetzen kann. Der eingangs erwähnte Optimismus macht die Märkte zudem anfälliger für Rückschläge. Denn wenn Anleger recht sorglos in die Zukunft blicken, haben schlechte Nachrichten ein höheres Überraschungspotenzial – natürlich in negativer HinsichtWir gewichten Aktien in unseren Portfolios daher niedriger als in der Benchmark und Anleihen höher. Innerhalb des Aktienuniversums bevorzugen wir die nordamerikanischen Märkte gegenüber Europa, das stärker unter der Wachstumsschwäche in China leiden dürfte.

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