Interview mit dem Fondsmanager Christian Gombert
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Interview mit dem Fondsmanager Christian Gombert

06. April 2020

Lesezeit: 6 Minuten

Welche Unternehmen, in die wir aktuell investiert haben, werden voraussichtlich nicht durch die Krise kommen?

Jedes Unternehmen, in das wir investieren, sollte die Corona-Krise überleben. Das liegt vor allem daran, dass wir bewusst nur Qualitätsaktien mit starker Bilanz und guter Unternehmensführung kaufen. Gerade die solide Bilanz wird es unseren Unternehmen ermöglichen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Eine Insolvenz von Nestlé, Facebook oder Visa ist auch bei einer weiteren Zuspitzung der Krise sehr unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist es, dass genau diese Unternehmen ihre Aktienrückkaufprogramme wieder aufnehmen oder intensivieren. Auch sind Übernahmen (zu günstigeren Preisen) denkbar.

Wie sieht Ihrer Meinung nach ein Gewinner im aktuellen Umfeld aus?

Die Gewinner sollten weiterhin Unternehmen mit starker Marktstellung sein, solider Bilanz und einer überdurchschnittlichen Eigenkapitalverzinsung. Die Mixtur aus diesen drei Faktoren führt in der Praxis meist zu höheren Wachstumsraten. Wachstumsraten sind aus unserer Sicht weiterhin Trumpf. Vor allem dann, wenn die allgemeine Geschäftstätigkeit auf ein niedriges Niveau fällt.  

Können Sie hier auch ein konkretes Beispiel nennen?

Ein schönes und erfolgreiches Beispiel ist TeamViewer. Wir hatten diese Aktie Mitte März für die Zeedin-Portfolien gekauft. Das schwäbische Unternehmen, welches im letzten Jahr an die Börse gegangen ist, verfügt über eine starke Marktstellung, hohe Markenbekanntheit und eine (bisher) überzeugende Kapitalmarktkommunikation. Die Verschuldung ist bedingt durch die Private-Equity-Historie noch hoch. Allerdings wird durch die hohe Cashflow-Generierung das Unternehmen Ende 2020 das eigene Verschuldungsziel erreichen und damit vermehrt über Kapitalallokation nachdenken müssen. Das Umsatzwachstum liegt bei über 20%, das Gewinnwachstum sogar noch höher. Während die fundamentalen Punkte für ein Investment in TeamViewer sprachen, profitierte die Gesellschaft ebenfalls von der zunehmenden Akzeptanz des Themas „Home-Office“. Seit Aufnahme haben wir rund 30% mit der Aktie gewonnen.   

Haben Sie Tipps wie die Anleger mit dieser Krisensituation umgehen sollen?

Unser Credo ist und bleibt: wir kaufen Qualitätswerte. Also Unternehmen, die stark in ihrem Markt aufgestellt sind, die aus der Krise bilanziell gestärkt gehen und die das eingesetzte Eigenkapital signifikant verzinsen. Da Anleger nicht alles auf eine Karte setzen sollten, ist ein Portfolio aus Qualitätswerten über mehrere Branchen hinweg sehr sinnvoll. Am Beispiel Zeedin kann man erkennen, dass die Selektion auf ausgewählte Qualitätswerte einen signifikanten Mehrwert bietet. Im Jahr 2019 konnte der Aktienmarkt rund 27% gewinnen, unser aktienlastiges Zeedin-Portfolio legte sogar 34% zu. In 2020 haben sich zwar die Vorzeichen geändert, der breite Markt ist um rund 25% gefallen, aber auch das entsprechende Zeedin-Portfolio schnitt mit -21% im Vergleich deutlich besser ab. Nicht zu leugnen ist, dass auch 20% Minus die wenigsten Anleger erfreuen dürfte – gleichwohl hat die Geschichte gezeigt, dass der Wertverlust nach Börsen-Crashs schon in kurzer Zeit wieder aufgeholt sein kann. Dies sollte auch heute gelten. Zumal gerade die Qualitätswerte im niedrigen Zinsumfeld ein attraktives Chance-Risiko-Profil bieten.