Was ist ihre persönliche Motivation zur Mitarbeit im Nachhaltigkeitskomitee von Lampe Asset Management?
Ich bin überzeugt davon, dass der Finanzmarkt generell und Finanzakteure wie Lampe Asset Management im Speziellen eine sehr große Rolle für notwendige und erfolgreiche Transformation der Realwirtschaft spielen. Der Finanzmarkt hat hier keine alleinige Verantwortung; aber im Zusammenspiel mit Politik und den Entscheidungsträgern aus der Wirtschaft sind Finanzintermediäre von großer Bedeutung. Ohne entsprechende Finanzierungen und Investitionen werden drängende Probleme wie Klimawandel nicht adäquat und rechtzeitig adressiert werden können. Hier sehe ich auch meine Rolle im Nachhaltigkeitskomitee von Lampe Asset Management: richtige Impulse setzen, kritisch hinterfragen und gemeinsam an neuen Visionen und Strategien arbeiten.
Ein Blick in den Maschinenraum: Wie funktioniert der Austausch/die Zusammenarbeit mit Lampe Asset Management?
Einerseits präsentieren Mitarbeitende von Lampe Asset Management den derzeitigen Status quo, z.B. wie genau eine Anlagestrategie bei einem Fonds aussieht. Dies wird dann gemeinsam diskutiert und falls gegeben, Weiterentwicklungsmöglichkeiten skizziert. Andererseits geben die akademischen Mitglieder des Komitees Input aus aktuellen Arbeiten oder präsentieren Zusammenfassungen von wichtigen Entwicklungen. Hier denke ich z.B. an die Arbeiten des Sustainable Finance Beirats, zu dem ich durch Arbeitsgruppen einen engen Kontakt habe und an Fragestellungen mitarbeite.
Welche Zielsetzung verfolgen Sie mit diesem Sparring?
Ich unterstütze damit Lampe Asset Management auf dem eingeschlagenen Weg, ihre Erfolge im Nachhaltigkeitsbereich weiter zu forcieren.
Stichwort PRI – worin manifestieren sich die unterzeichneten Prinzipien für einen Asset Manager?
Die Principles for Responsible Investment, oder kurz PRI, ist die größte internationale Organisation, die Nachhaltigkeit auf und im Finanzmarkt voranbringen möchte. Durch ihre Anbindung an die Vereinten Nationen sendet die Organisation zudem ein wichtiges Signal: Nachhaltigkeit wird in den Häusern, die diese Prinzipien unterzeichnet haben, ernst genommen.
Für Asset Manager erachte ich das zweite Prinzip, „We will be active owners and incorporate ESG issues into our ownership policies and practices”, als besonders relevant. Durch aktives Ownership und entsprechende Engagement-Strategien kann sehr viel in der Realwirtschaft verändert werden.
Was zeichnet Ihrer Einschätzung nach vertrauenswürdige nachhaltige Anlageformen aus?
Eine vertrauenswürdige nachhaltige Anlageformen ist vor allem eins: transparent.
Darüber hinaus gibt es unzählige Möglichkeiten, wie Asset Manager eine nachhaltige Anlage ausgestalten können – von Ausschluss-Kriterien, Best-in-Class bis hin zu thematischen Ansätzen. Hier zeigt sich, dass Nachhaltigkeit per se aber insbesondere im Anlageprozess sehr vielschichtig sein kann.
Für Investoren – und das gilt meines Erachtens sowohl für private als auch für institutionelle Anleger – ist oft nicht sofort ersichtlich, was das Ziel einer Anlage ist und wie genau die Portfoliozusammensetzung unter ESG-Kriterien erfolgt. Hierüber klar zu kommunizieren ist daher elementar.
Reagiert im Markt der nachhaltigen Investments eher das Angebot auf die Nachfrage oder umgekehrt?
Ich würde klar sagen, dass das Angebot vorgibt, wie nachhaltig investiert werden kann. Ich glaube nicht, dass die meisten Anleger, hier vor allem jetzt mal an die privaten gedacht, sich 100-prozentig sicher sind, was genau ihre Nachhaltigkeitspräferenzen überhaupt sind.
Wohin entwickelt sich die Nachhaltige Kapitalanlage aus ihrer Sicht in den nächsten Jahren?
Ich sehe hier insbesondere zwei Themenbereiche: Zum einen die regulatorische Entwicklung rund um das Thema Green- bzw. Social- und Impact-Washing zum anderen die Entwicklungen rund um das Thema Reporting und Kennzahlen.
Sowohl die nationalen Aufsichten als auch die European Supervisory Authorities haben jetzt erst gerade damit angefangen, sich dem „Washing“ Thema aktiv zu widmen. Eins zeichnet sich dabei aber jetzt schon ab: Auch hier wird es vor allem um das Thema Transparenz gehen. Dafür werden jetzt klare Regeln aufgestellt.
Ob dies zu einer weitreichenden Marktbereinigung führen wird, bezweifele ich allerdings. Ich gehe davon aus, dass die Produktpalette in fünf Jahren nicht groß anders sein wird. Aber viele Anbieter müssen noch einmal genau überlegen, ob sie ihre Hausaufgaben gemacht haben oder ob sie noch einmal nachadjustieren müssen. Dies kann dann sehr wohl dazu führen, dass man ein Produkt nach der SFDR zurückstufen muss oder man den Impact-Bezug in der Bewerbung des Produkts lieber streicht.
Zum Thema Kennzahlen ist zu sagen, dass diese per Definition zwar keine Kontrollmechanismen sind, aber eine wesentliche Grundlage für diese darstellen. Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG)hat ganz konkrete Vorschläge erarbeitet, die jetzt in die EU-Regulatorik der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) einfließen. Dies ist ein wichtiger Schritt, damit wir bestehende Datenlücken schließen können. Ohne diese Daten auf mikroökonomischer Ebene können Finanzintermediäre ESG-Kriterien nicht effektiv in Investitionsentscheidungen integrieren.ESG-Datenanbieter haben zwar viele Daten,aber dennoch sind die oft geschätzt und haben Lücken. Daher ist die Verbesserung der Datenbasis elementar.
Wo sehen Sie konkrete Möglichkeiten und Grenzen hinsichtlich der politisch gewollten Lenkungswirkung von Kapitalströmen?
Die große Möglichkeit sehe ich in dem richtigen Rahmen. Der Rahmen muss so gesteckt sein, dass nicht nur Nischenplayer Nachhaltigkeit machen. Nein, der Rahmen muss dafür sorgen, dass kein Marktakteur um das Thema Nachhaltigkeit herumkommt.
Die eine zentrale Grenze der Regulatorik ist dabei klar die potentielle Überregulierung. Wenn Sie mich fragen, haben wir diese Grenze teilweise überschritten, insbesondere wenn es darum geht, wie einzelne Regulierungen aufeinander abgestimmt sind.
Wie schätzen Sie die Anti-ESG-Bewegung ein? Schwappt die Welle aus den USA nach Europa über? Sind (waren?) ESG-Investments doch nur ein vorübergehender Trend?
Ich glaube nicht, dass die Welle überschwappt. Man schaue sich nur die Prozesse rund um die nächste US-Präsidentenwahl an:Das wäre bei uns kaum vorstellbar. Gleiches denke ich in Bezug auf die Anti-ESG-Bewegung: das sind einfach ein paar Stimmen aus dem konservativen Lager, denen leider sehr viel Gewicht beigemessen wird. In Europa haben wir eine sehr lange Tradition und meines Erachtens weiterhin sehr positive Entwicklungen was das Thema ESG angeht. Und wir sind stetig daran, die Themen weiter zu entwickeln. Ich denke hier z.B. an den neuen Reporting-Standard für Marktberichte, der kürzlich vom European Sustainable Investment Forum (EUROSIF) vorgestellt wurde. Impact spielt hierin jetzt eine viel wichtigere Rolle. ESG-Investments sind daher alles andere als ein vorübergehender Trend.
Wo ich eine gewisse Frustration in Europa erkennen kann, ist das Thema Regulatorik. Dies hat aber auch Brüssel erkannt und z.B. die Revision der Offenlegungsverordnung angestoßen.
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