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Neues aus dem Investment-Office: Dr. Ulrike Rondorf über aktuelle Finanzmarkt-Erwartungen

18. August 2023

Lesezeit: 5 Minuten

Der aktuelle Eindruck trügt: Anleger:innen haben angesichts des Börsengeschehens Grund zur Freude – doch ist die Frage: Wie lange noch? Die Rahmenbedingungen stimmen momentan zwar noch, doch ist zu erwarten, dass das freundliche Umfeld in allzu naher Zukunft drehen wird. Dr. Ulrike Rondorf, unser Head of Investment Strategy, schaut in der Rubrik „Neues aus dem Investment-Office“ eher verhalten auf die Gemengelage an den Finanzmärkten. Dabei geht sie auch auf den Kontrast von Realität und Erwartungen ein.

Von Ulrike Rondorf, Leiterin der Investment-Strategie bei Hauck Aufhäuser Lampe

Fokus Marktentwicklung – gedämpfte Stimmung voraus

Zwei Themen bestimmten die Kapitalmärkte im vergangenen Wochen besonders: zum einen die Diskussionen über die Geldpolitik der Notenbanken Fed in den USA und EZB in Europa, zum anderen die Berichtssaison der börsennotierten Unternehmen. Zudem prägt die Zukunftshoffnung rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) weiterhin das Kursgeschehen an den Börsen, auch wenn wichtige Aktienindizes wie DAX40 und S&P 500 mit August unterhalb ihrer Hochpunkte aus dem vergangenen Monat bewegen . Doch was bedeutete das im Einzelnen?

 

Die Aktienmärkte haben positiv auf die geldpolitischen Nachrichten (Hoffnung auf Ende der Leitzinserhöhungen) und die überraschend robuste US-Konjunktur reagiert. Die Berichtssaison zum zweiten Quartal wurde hingegen etwas nüchtern aufgenommen: So wurden positive Überraschungen bei Gewinn- oder Umsatzwachstum kaum honoriert. In den USA sind die berichteten Gewinne im Aggregat rund um 7 % besser ausgefallen als von den Aktienanalysten erwartet. Dieses „Überraschungsausmaß“ liegt leicht über dem 10-jährigen Durchschnitt von 6,4 %. Allerdings haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen zuvor merklich nach unten revidiert. In Europa verläuft die Berichtssaison bislang durchwachsen. Die Analysten haben ihre Gewinnprognosen für das Jahr 2023 deshalb nach unten korrigiert. Wir prognostizieren, dass die Gewinne 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 5 % schrumpfen werden. Die Gründe dafür sind zahlreich: Die Nachholeffekte der Pandemie laufen aus, die Kosten für Energie sind höher, gestiegene Löhne belasten, die Finanzierung wird teurer und die Frühindikatoren in der Industrie sprechen für eine nachlassende globale Nachfrage. 

 

Wie weit wird die KI-Fantasie tragen?

Mit Blick auf die kommenden Wochen wird es für den Aktienmarkt von essenzieller Bedeutung sein, wie weit das Thema KI trägt. Die Akteure schauen derzeit weit in die Zukunft: Sie bauen darauf, dass es den KI-Entwicklern gelingen wird, die Anwendungen zu monetarisieren und dass es zu einem gesamtwirtschaftlichen Wachstumsschub durch KI kommt. Dies gilt insbesondere für den US-Markt, auf dem die Bewertungsmaße wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) trotz zunehmender Realzinsen massiv gestiegen sind. Das ist ungewöhnlich, denn in der Vergangenheit war die Korrelation zwischen Zinsen und Bewertung meist negativ.

Wir gehen davon aus, dass die Marktteilnehmer:innen sich wahrscheinlich bald wieder stärker mit der weniger rosigen Gegenwart beschäftigen müssen, als auf die ferne Zukunft hoffen zu können. Denn zum einen bedeuten über den Erwartungen liegende US-Konjunkturdaten nicht, dass die wirtschaftliche Entwicklung tatsächlich wieder spürbar Fahrt aufnehmen wird. Zum anderen reflektieren die fallenden Inflationsraten, dass die Absatzpreise der Unternehmen einen geringeren Spielraum haben: Absatzpreiserhöhungen werden unwahrscheinlicher.

 

Es bleibt spannend!

Die jüngsten sehr robusten Einzelhandelszahlen in den USA unterstreichen indes, wie „angespannt“ die Inflationsdynamik und mithin die Leitzinsfantasie bleiben dürfte. Auch externe Ereignisse könnten einen Themenschwenk des Marktes auslösen wie beispielsweise die Herabstufung der Bonität der USA durch die Agentur Fitch. Wir erachten diesen Schritt zwar als fundamental wenig relevant. Allerdings waren die Marktteilnehmer:innen Ende Juli sehr optimistisch, was die Indizes anfällig für Rückschläge macht. Die ersten beiden Augustwochen haben einen Vorgeschmack auf schwankungsanfällige, kommende Wochen geliefert. Des Weiteren lenkt die Herabstufung den Fokus auf den US-Staatsanleihemarkt, dessen Kurse derzeit bereits von den hohen Emissionsvolumina nach der Anhebung der Schuldenobergrenze belastet werden. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist einmal mehr China und dort insbesondere die schwächelnde Konjunktur. Es bleibt spannend!

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