Bewegung am Rentenmarkt – wie geht es weiter?
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Bewegung am Rentenmarkt – wie geht es weiter?

Neues aus dem Investment-Office: Dr. Ulrike Rondorf über die aktuelle Lage an den Kapitalmärkten

11. März 2024

Lesezeit: 5 Minuten

Dr. Ulrike Rondorf, unsere Leiterhin der Investment-Strategie bei Lampe Asset Management, wirft in der Rubrik „Neues aus dem Investment-Office“ einen genaueren Blick auf die aktuellen Marktthemen. Dabei stellt sich auch die Frage, welche Chancen und Risiken gibt es derzeit in der Allokation zwischen den verschiedenen Assetklassen. Wir schauen im aktuellen Interview auf das Zusammenspiel von Aktien und Renten.

Wir haben vergangenen Monat über die Euphorie an den Aktienmärkten gesprochen. Wie sehen Sie denn aktuell den Rentenmarkt? Ist die Stimmung dort auch euphorisch?

Ich würde die Rentenmarktteilnehmer nicht als euphorisch bezeichnen. Denn immerhin haben sie seit Jahresbeginn aufgrund der gestiegenen Anleiherenditen leichte Kursverluste in vielen Indizes, Fonds oder bei Einzelinvestitionen zu verkraften gehabt. Aber auch am Rentenmarkt können wir beobachten, dass die Sorglosigkeit gegenüber gewissen Risiken stark zugenommen hat. Mit Blick auf das Staatsanleihenuniversum ist bemerkenswert, dass der Risikoaufschlag einer italienischen zehnjährigen Staatsanleihe gegenüber einer Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder unter 150 Basispunkte (Bp) gefallen ist. Im Segment der Unternehmensanleihen sind die Risikoaufschläge ebenfalls deutlich zurückgekommen.

Was sind nach Ihrer Einschätzung derzeit die wichtigsten Markttreiber?

Für die Marktbewegungen der internationalen Anleihemärkte ist der US-Staatsanleihenmarkt der federführende. Hier waren freundlichere Frühindikatoren und ein höher als erwarteter Anstieg der US-Verbraucherpreise die Haupttreiber im Februar. Die zehnjährige US-Treasury-Rendite stieg von 3,95 % per Ende Januar 2024 auf rund 4,25 % per Ende Februar. Da die Konjunkturdaten in den USA größtenteils weiterhin keine signifikante Abkühlung andeuten, stellten sich immer mehr Marktteilnehmer und -analysten die Frage, warum die US-Notenbank Fed in Kürze die Zinsen senken sollte. Anfang März überraschte jedoch ein Anstieg der Arbeitslosenquote in den USA die Marktteilnehmer und die Renditen kamen wieder etwas zurück.

Resultierend aus den Konjunktur- und Inflationsdaten wurden an den Märkten im Verlauf des Februars etwas mehr als zwei Zinssenkungsschritte (25Bp pro Schritt) für das Jahr 2024 ausgepreist – am 10 März trauen die Investoren der Fed nun wieder etwas mehr in punkto Zinssenkungen zu: Eine erste Leitzinssenkung wird für Juni erwartet. Bis zum Jahresende sind aktuell drei bis vier Zinssenkungsschritte mit jeweils 25 Bp eingepreist.

Auch diesseits des Atlantiks legten die Staatsanleiherenditen seit Ende Januar im Sog der US-Renditen zu. Es gab jedoch auch gute Konjunkturdaten aus Europa – zum Beispiel hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor aufgehellt – , so dass auch heimische Faktoren eine Rolle gespielt haben dürften. Dies unterstreicht insbesondere der deutliche Anstieg der zweijährigen Bundrendite von 2,4 % auf 2,8 % am 10 März. Die zehnjährige Bund-Rendite kletterte von 2,2 % auf zwischenzeitlich über 2,4 %.

"Für die Marktbewegungen der internationalen Anleihemärkte ist der US-Staatsanleihenmarkt der federführende. Hier waren freundlichere Frühindikatoren und ein höher als erwarteter Anstieg der US-Verbraucherpreise die Haupttreiber im Februar."
Neues aus dem Investment-Office: Dr. Ulrike Rondorf über die aktuelle Lage an den Kapitalmärkten

Wir positionieren Sie sich im Rentenmarkt? Und wie beurteilen Sie die relative Attraktivität der Anleihen im Verhältnis zu Aktien ?

Nach dem Renditeanstieg bei gleichzeitigem Rückgang der Risikoaufschläge haben wir unsere Positionierung angepasst. Wir sind etwas vorsichtiger geworden: So haben wir in der letzten Februarwoche die Positionen in Unternehmensanleihen und Pfandbriefen reduziert und erstklassige Staatsanleihen gekauft. Im Zuge dieser Umschichtung haben wir die mittlere Restlaufzeit der Anleihen in den Portfolios erhöht.

Das höhere Gewicht von Staatsanleihen mit längerer Restlaufzeit erscheint uns aus drei Gründen aktuell angebracht:
 

  1. Wir erwarten, dass die Renditen nachgeben werden. Zum einen erwarten unsere Volkswirte inzwischen mehr Zinssenkungsschritte der Fed für das Gesamtjahr 2024 als die Marktteilnehmer, nämlich fünf Schritte mit jeweils 25 Bp versus drei bis vier Schritte. Zum anderen sollte sich der Abwärtstrend der Inflation fortsetzen.
  2. Angesichts der weitverbreiteten Sorglosigkeit der Kapitalmarktteilnehmer kann es eher zu negativen Überraschungen kommen. Auch wenn wir nicht erwarten, dass sich die Krise des US-Gewerbeimmobiliensektors zu einer systemischen Krise ausweiten wird, so hat sie dennoch das Potenzial, dass neue Informationen zu gewissen Klumpenrisiken oder ähnlichem zu einem Anstieg der Risikoaversion führen werden. Dies gilt gleichermaßen für die schwierige geopolitische Lage. Steht die Risikoaversion der Anleger an, sind erstklassige Staatsanleihen als sichere Häfen gefragt und profitieren von Kursanstiegen.
  3. Die vorsichtigere Positionierung im Rentensegment flankiert zudem die neutrale Position von Aktien versus Renten relativ zur Benchmark. Angesichts der positiven Impulse von Konjunkturdaten und dem hohen Momentum im Aktienmarkt war es bisher richtig, dass wir trotz einiger mahnender Signale die Aktienpositionen nicht reduziert haben. Nach vorne blickend ist zumindest eine Konsolidierung der wichtigsten globalen Aktienindizes überfällig. Da diese schwierig zu timen ist, bieten die Staatsanleihen in den Portfolios immerhin eine potenzielle Absicherung bei fallenden Aktienkursen. Hier sei allerdings einschränkend erwähnt, dass die Korrelation zwischen Aktien- und Rentenkursen derzeit stark von Quartal zu Quartal variiert.
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