Debt Ceiling – Wie wirkte sich der US-Schuldenstreit auf die Märkte aus?
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Debt Ceiling – Wie wirkte sich der US-Schuldenstreit auf die Märkte aus?

Neues aus dem Investment-Office: Daniel Winkler mit einer Betrachtung aus Sicht der Investor:innen

02. Juni 2023

Lesezeit: 5 Minuten

Neues aus dem Investment-Office: Die Kundinnen und Kunden von Zeedin legen ihr Vermögen in die Hände eines Teams von Expert:innen. Deren Aufgabe besteht darin, aktive Anlagestrategien zu erarbeiten. Dazu beobachten sie die Märkte sehr genau und formulieren auf Basis ihrer Erwartungen und ihrer Expertise klare Erwartungen zur weiteren Entwicklung. Neben einem Blick auf die Märkte schaut Daniel Winkler aus aktuellem Anlass auf die Diskussion um das Debt Ceiling in den USA, also den Streit um die Schuldenobergrenze und die nun erreichte Einigung.

Von Daniel Winkler, Multi Asset Strategist bei Hauck Aufhäuser Lampe

 

Eine strategische Vermögensstruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für einen langfristigen Anlageerfolg. Allerdings entwickeln sich die einzelnen Anlagebereiche nicht gleichförmig, sondern sind im Laufe der Zeit von einer Vielzahl an Einflussfaktoren abhängig. Wie wirken sich also aktuelle wirtschaftliche, politische und geopolitische Entwicklungen auf Aktien, Anleihen oder weitere Anlageformen wie Gold aus? Das ist eine Frage, die sich ein aktives Asset Management regelmäßig stellen muss. Welche Faktoren spielen also aktuell eine Rolle und könnten in der nahen Zukunft zum Tragen kommen? Dazu an dieser Stelle einige wesentliche Punkte.

1. Die Märkte: Die Entwicklung im Mai und ihre Auswirkungen

Im Mai traten die Sorgen um die Banken aus den Vormonaten sowie Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed in den Hintergrund. Am Aktienmarkt dominierte zeitweise aber die Debatte über eine Ausweitung der US-Schuldengrenze, wobei eine Einigung zwischen Demokraten und Republikanern Ende des Monats zum Greifen nahe war. Ferner hatten beiderseits des Atlantiks negative Konjunkturüberraschungen die Nase vorn.

Signifikante Impulse von der Berichtssaison im ersten Quartal waren nicht zu verzeichnen, wobei das Bild bei den Gewinnüberraschungen leicht positiv war. Für das zweite und dritte Quartal dürfte es aufgrund der Lohnkostenentwicklung jedoch zu Enttäuschungen bei den Margen kommen. Die Aktienmärkte stiegen marginal in den USA, aber gaben andernorts nach (Dax: -0,1 %, S&P 500: +1,0 %, der chinesische CSI300: -4,6 %).

Im Monatsverlauf hielten sich zunehmende Konjunktursorgen und anhaltende Inflationsdynamiken die Waage. Für US-Treasuries war zudem die Debatte um die Schuldengrenze zeitweise belastend. Die Zentralbanken sind nach wie vor weit davon entfernt, die Inflation für besiegt zu erklären. Dies steht einem stärkeren Renditerückgang entgegen. Insbesondere in Europa ist die Inflationsdynamik stoisch.

Deshalb behalten wir uns Untergewicht in Aktien, das wir Ende Januar eingegangen sind, bei.

2. Debt Ceiling – Was war zuletzt in den USA los?

Die zurückliegenden Tage und Wochen waren in den USA – wie beinahe in jedem Jahr – von Diskussionen um das sogenannte „Debt Ceiling“ geprägt. Der Begriff beschreibt die Schuldenobergrenze, die vom US-Kongress festgelegt wird – also die maximale Höhe der Staatsschulden, die das Finanzministerium der USA aufnehmen darf. Wenn die Regierung diese Obergrenze erreicht oder überschreitet, darf sie keine weiteren Schulden aufnehmen, es sei denn, das Gesetz zur Anhebung der Schuldenobergrenze wird geändert oder verabschiedet. Seit dem Jahr 1906 war dies 78 Mal der Fall.

In der vergangenen Nacht hat der US-Senat in Washington schließlich einem Gesetzentwurf zugestimmt, wonach die Schuldenobergrenze bis zum Jahr 2025 ausgesetzt wird. Dem gingen langwierige Verhandlungen zwischen Republikanern und Demokraten voraus. Die Entscheidung fiel zeitlich sehr knapp aus, denn bereits in wenigen Tagen wären die USA zahlungsunfähig geworden.

3. Warum es unseres Erachtens zu einer Lösung gekommen ist

Letztlich wollen die Politiker beider Parteien in den USA – Demokraten wie Republikaner – wiedergewählt werden. Also ist das einfache Kalkül, den Staat handlungsfähig zu halten und keine Einbußen in der Wählergunst zu riskieren. Konkret sind die Republikaner von ihrer Forderung starker Ausgabenkürzungen abgerückt. Der Hintergrund: Eigentlich wollen die Republikaner auch keine Kürzungen. Denn während der Trumpschen Präsidentschaft stiegen die Staatsausgaben real um 13 %, verbunden etwa mit steigenden Renten. Bei Kürzungen hätten die Republikaner den Rentnern erklären müssen, warum ihre Auszahlungen geringer ausfallen – mit einem entsprechenden Risiko für deren Wahlentscheidungen.

4. Bedeutung und Auswirkungen auf den Aktienmarkt

Die meisten Investor:innen sehen in dem Thema Debt Ceiling ein kurzfristiges Volatilitätsereignis, das irgendwann vorübergehen wird. Schließlich sind die Debatten um die Aussetzung der Schuldenobergrenze ein aus den vergangenen Jahren gut bekannter, wiederkehrender Prozess. Und auch, wenn sich die Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern im vorliegenden Fall ungewöhnlich lange hingezogen hatten, so war die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls nicht größer als 15 %.

Investor:innen kann die Diskussion um das Debt Ceiling trotzdem nicht egal sein. In den vergangenen 12 Jahren ist der S&P 500-Index in den Monaten vor dem Erreichen der Schuldenobergrenze um durchschnittlich 6,5 % gefallen, obwohl diese Frist immer eingehalten wurde.

5. Was wäre ohne eine Lösung passiert? 

Ohne eine Lösung hätten den USA entweder ein Staatsbankrott oder schmerzhafte Kürzungen der Staatsausgaben gedroht. Beides wäre für die globalen Märkte verheerend gewesen. Der Basisfall ist natürlich, dass der Kongress irgendwie einen Weg finden wird, aber allein der Flirt mit der Katastrophe dient als Warnung vor der Verschlechterung der fiskalischen Gesundheit des Landes und wirkt sich negativ auf die Vermögenspreise aus. Die Folge: Die Kosten für die Versicherung von US-Staatsschulden stiegen diese Woche auf einen neuen Höchststand.

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